The Green Flash

Sechs Augenpaare starren gebannt auf den Horizont. Der rot leuchtende Feuerball ist fast ins Meer eingetaucht. Niemand wagt zu blinzeln, das Kondenswasser am wärmer werdenden Bier tropft das Handgelenk hinunter, nur nicht ablenken lassen! Ein letztes Glühen, dann ist die Sonne untergangen … und?? Nichts ist passiert! Ein weiterer Sonnenuntergang, ohne dass wir The Green Flash gesehen haben: Ein grüner Blitz der aufleuchtet während die Sonne untergeht, ein seltenes Naturphänomen, das sich hier mit etwas Glück beobachten lässt.

Wir haben in Grenada einen lokalen Broker für unsere Imagine gefunden, sie steht ab sofort zum Verkauf: (In der Zwischenzeit ist Imagine verkauft worden). Ende April werden wir sie aus dem Wasser nehmen und in die Obhut unseres Brokers übergeben. Via Toronto fliegen wir nach Singapur und besuchen Tobias’ Vater, welcher dort lebt. Mitte Juni geht’s dann zurück in die Schweiz. Die Vorfreude auf die Asienreise mischt sich mit Wehmut. Noch bleibt uns Zeit, die Inseln der Grenadinen zu erkunden und wir segeln noch einmal nordwärts:

Wir liegen vor Anker bei Petit Tabac, einer kleinen unbewohnten Paradiesinsel, die den Tobago Cays vorgelagert ist. Wir sind das einzige Boot und haben die ganze Insel für uns alleine, unglaublich! Und das, obwohl Jack Sparrow (Johnny Depp) und Elizabeth Swann (Keira Knightley) in „Fluch der Karibik“ hier ihren Rum trinken. Vor uns liegt das Worlds End Reef, und genauso fühlt es sich an.
Ostern verbringen wir in Bequia, wo eine Osterregatta stattfindet. Von den Segelrennen bekommen wir nicht viel mit Arizona 602 find phone , die Partys am Abend sind dafür umso dominanter. Der Wettbewerb um die lauteste Musikanlage beginnt und in der Bucht ist es so laut, dass wir uns selbst auf dem Boot noch anschreien müssen.
Auf Carriacou hingegen herrscht eine verschlafene Ruhe. Selbst Busfahren geht hier gemächlich vonstatten. Der Fahrer kennt seine Kunden persönlich, hält mit ihnen ein Schwätzchen und wenn ihm die Nichte das Mittagessen zum Bus bringt, wartet man geduldig. Und dann, im Supermarkt von Carriacou treffen wir auf Chris Doyle! Chris Doyle? Herr Doyle schreibt Segel-Reiseführer für die Karibik – und dies seit 1980 mit überarbeiteter Auflage im Zweijahresrhythmus! Seine Bücher waren uns in den letzten Monaten treue Begleiteter und so erscheint es eine besondere Ehre, ihm die Hand schütteln zu dürfen.

Wenn wir an Land gehen vergessen wir manchmal die Schuhe mitzunehmen und mittlerweile haben wir uns so an das beständige Schaukeln gewöhnt, dass wir selbst an Land noch leicht hin und her wippen. Tobias hat seinen ersten Fisch mit blosser Hand gefangen und die Salzkruste staut sich unter den Fingernägeln – Zeit nach Hause zu kommen!