Murette: Vorsicht

Ich bin zum Schluss gekommen, dass es wichtig ist über unsere Erfahrung mit Murette zu schreiben. Es gibt im Internet fast keine Berichte über Erfahrungen mit Yachtversicherungen und ihrer Arbeitsweise im Schadensfall und somit ist es schwierig, sich ein entsprechendes Bild zu machen.

Schaden
Im Hurrikan Irma (6. September 2017) hatten wir unsere Sun Odyssey 40 verloren. Unser Schiff, dass wir zur Zeit bewohnten, hatten wir zwecks Sturmvorbereitung an Land gebracht und fachgerecht gesichert. Trotzdem ist das Schiff zur Seite gekippt und das Rigg sowie der Bug- und Heckkorb, wie auch der Heckträger wurden komplett zerstört. Wir hatten das Schiff bei der Murette versichert. Wir waren uns nicht bewusst, dass der Geschäftsführer der Murette, Garlef Baum, zugleich den Verwaltungsrat präsidiert, Schäden abwickelt und auch noch Eigentümer der Murette ist.

Schadensabwicklung
Obwohl wir alle Regeln der Versicherung in Bezug auf den Hurrikanausschluss eingehalten hatten, merkten wir sehr bald, dass etwas nicht stimmte. Die Kommunikation war schleppend. Tage vergingen bis wir überhaupt eine Reaktion auf unsere Schadensmeldung bekommen hatten. Dann wurde klargestellt, wir bräuchten nur etwas Geduld, dies sei schliesslich eine aussergewöhnliche Situation. Bald hatten wir auch das Gefühl, dass nicht wir, sondern die Murette die geschädigte Partei sei. Die Tatsache, dass die Ersatzkosten des Riggs sowie des Heckträgers bereits zum Totalverlust führten, lies die Murette nicht gelten. Um den Schaden schätzen zu können, müsse das Schiff zuerst geborgen und aufgestellt werden. Und dies sollten wir bitte selbst organisieren. Als wir merkten, dass die empfangene Dienstleistung nicht unseren Erwartungen entsprach, schalteten wir unsere Rechtsschutzversicherung ein.
Ohne eine Rechtsschutzversicherung wären wir hilflos gewesen. Die Murette verweigerte oder kürzte uns praktisch jede uns zustehende Entschädigung. Manchmal waren es haltlose Begründungen, manchmal absichtlich falsche Abzüge, manchmal schlicht und einfach ein nicht darauf eingehen wollen seitens Murette. Das Muster wiederholte sich: Als wir wieder an einem Punkt standen, bei dem wir den Rechtsweg beschritten hätten, wurde die Leistung, begleitet meist durch ein gehässigtes Schreiben, im Rahmen eines „Entgegenkommen“ übernommen.
Versicherungen verschenken nichts. Es gibt auch kein Entgegenkommen. In den AVB (Allgemeinen Versicherungsbedingungen) der Versicherungsleistungen ist alles klar definiert. Wenn es trotzdem gegen die 50 eMails braucht, damit eine Versicherung ihr Entschädigungsangebot 5 mal revidiert, liegt es einzig und alleine daran, dass einem von Anfang an nicht die Entschädigung angeboten wird, die einem zusteht.
Genau diesen Punkt mussten wir leider immer wieder spüren – dass es sich scheinbar nicht um eine objektive und neutrale Schadensabwicklung handelte, sondern wir in eine Art Verhandlungssituation geraten sind, wo das Gegenüber möglichst viel der uns zustehenden Leistung zurückzuhalten versuchte.

Entschädigung
Wir wissen leider bis heute nicht, was uns für eine Entschädigung aus dem Schadensfall zugestanden hätte. Einige offentsichtliche Punkte hatten wir angesprochen, andere einfach akzeptiert. Nachdem wir bei unserem letzten „Streitpunkt“ angelangt waren, hat die Murette den Schadensfall einseitig für beendet erklärt.
Da uns unter anderem gesetzwidrig der Restwert des Bootes abgezogen worden ist, resultierte trotz Totalschaden nach Abzug aller Kosten eine Entschädigung von 74% der Versicherungssumme – dies knapp sechs Monate nach Eingang der Schadensmeldung. Die Schlussexpertiese bestätigte, dass der Schaden an Rigg und Heckkorb bereits zum Totalschaden führte. Ein Sachverhalt der bereits kurz nach dem Schadensereignis hätte festgestellt werden können.
Gemäss Rechtsschutzversicherung hätten wir einen Prozess gegen die Murette eröffnen können. Es wurde uns aber mitgeteilt, dass eine Zivilklage weitere 12 Monate in Anspruch nehmen könnte.
Wir haben in der Folge des Hurrikans mit diversen Geschädigten gesprochen. Obwohl jede Vesicherung unterschiedlich an Ihre Dienstleistung herangeht schienen wir mit der Murette das Schlusslicht zu besetzen. Immer wieder mussten wir erklären, dass wir leider bei einer kleinen Schweizer Versicherung verichert seien, die ausserhalb der Schweiz niemand kennt.
Es scheint als hätten Grossversicherungen bessere Prozesse und Kapazitäten in der Schadensabwicklung, sowie das Wissen, dass ihr Ruf ein zentrales Verkaufsargument stellt. Ein Segelbekannter der sein Schiff bei GEICO versichert hatte und ebenfalls verlor, wurde bereits aufgrund von Fotos vollständig (85% der Versicherungssumme) entschädigt. Er musste sich um nichts mehr kümmern (weder die Bergung noch die Weiterverwertung des Wracks organiseren). Dies zu einem Zeitpunt als uns mitgeteilt wurde, dass die Experten unser Schaden leider erst ein zweites mal begutachten müssten. 

Sollte man sich nicht im Klaren sein, was für Versicherungen von dem Schweizerischen Seeschifffahrtsamt SSA anerkannt sind, kann man sich an das besagte Amt wenden. Wir haben eine entsprechende Aufstellung erhalten und uns ensprechend eine neue Versicherung ausgesucht. 

 

Blogeintrag vor dem Sturm

Blogeintrag zum Sturm

Blogeintrag zum Schaden am Schiff