Wir sind wieder ausgezogen

Tobias schreibt:

Zugegeben, es ist nicht nur die Trauer, die obwiegt. Manchmal witzeln wir, das nächste Boot könnte man ja IRMA taufen. Oder so ähnlich.

Die Vorhersage kannten wir ja schon lange. Bereits beim letzten Blog Eintrag schrieben wir, dass uns IRMA Bauchschmerzen bereitet. Dann begannen sich die Prognosen kurzweilig zu bessern. Es sah so aus, als würde sie nördlich an uns vorbeiziehen. Und wir waren auch schon soweit es bereut zu haben, den Hafen damit zu beauftragen uns an Land zu holen. Und dann kehrte das Glück.

Die Kursprognose festigte sich mit direktem Kurs über uns, der Hurrikan wurde grösser. Es gibt unzählige Wetterseiten, eben so viele Interpretionen. Der Ursprung der Daten kommt meistens vom Amerikanischen National Hurrican Center http://www.nhc.noaa.gov. Das sind diejenigen https://phonelookupbase.com , die mit Flugzeugen und Dronen in die Hurrikane reinfliegen um möglichst Daten zu sammeln, um sie danach ihren Modellen zu füttern. Anschliessend nutzen sie die historischen empirischen Abweichungen von den Modellen um die Prognosegenauigkeit zu erreichnen.

Nachdem wir am Freitag von der Hafenmanschaft vertröstet worden sind war, es am Sonntag Morgen so weit. Um 7:30 kam einer vorbei und meinte, dass wir drann seien. Bringt das Boot in den Lift. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie erleichtert wir waren. Es herschte Riesenandrang auf diesen Lift. Und es gab scheinbar keinen wirklichen Plan. Man meldet sich an und wartet. Grosse, teure Boote kommen rein und werden aus dem Wasser gebracht. Zwei Stunden vergehen. Die nächsten kommen drann. Einem wird gesagt man hätte sich früher melden sollen. Und so weiter. Und plötzlich die Meldung „bring your Boat“. Der Motor Lief, noch bevor wir richtig wach waren, ohne Kaffee und Frühstück ging es los.

An Land konnten wir mit allen weiteren Vorbereitungen beginnen, die uns für zwei volle Tage beschäftigten: Segel herunternehmen, alles demontieren, was sich demontieren lässt, festzurren und abdichten. Die Stimmung auf dem Trockendock war gut – „Do you having fun?“, so der Running-Gag.. Dank der Bekanntschaft mit ein paar Brasilianern wussten wir, dass der Hafen offiziell keine Verankerungsschrauben mehr hatten. Wir wussten auch wem man Geld in die Finger drücken musste damit es dann doch welche gab. Die Boote stehen eigentlich ganz gut, auch bei Sturm. Das Problem ist, dass Irma gerade auf die höchste Hurrikan Stufe heraufgestuft worden ist (Stufe 5). Die maximale Windgeschwindigkeit ist also 252 km/h oder höher. Da beginnen die Masten der Boote zu Schwingen, die Boote zu vibrieren und die Stützen beginnen unter dem Boot herauszurutschen. Dazu kommt, dass der Meerespiegel gemäss Prognose noch 3 Meter steigen wird. Die Boote stehen also wahrscheinlich irgendwann im Wasser. Aus diesem Grund gurtet man wenn möglich die Boote über Verankerungsschrauben zu Boden.

Carmen schreibt:

Die Unterkünfte auf Virgin Gorda sind bereits voll oder nehmen während des Hurrikans keine Gäste auf. Wir beschliessen, nach Tortola, auf die Hauptinsel zu gehen. Die untergehende Sonne wirft ein zartrosa Licht auf die Szenerie im Hafen. Es ist fast windstill, während wir unsere Koffer zur Fährstation rollen. Der Ticketschalter ist bereits geschlossen. Eine Frau sitzt im Wartebereich: „Doch, doch, die Fähre um 8 Uhr wird noch fahren“. Es bleibt etwas Zeit für einen Besuch in unsere Stammkneipe, wo wir uns einen Painkiller genehmigen und auf zwei Segelbekannte treffen, welche uns kurzerhand Asyl in ihrem Haus anbieten. Wir zögern. Doch wir haben eine Reservation für ein Hotel und vielleicht ist es besser, wir sind möglichst weit weg von Imagine, wenn der Sturm über sie hinwegzieht. Tatsächlich braust kurz vor Acht Uhr die Fähre an, es ist die Letzte, welche vor dem Sturm noch ablegen wird. Die Überfahrt nach Tortola ist wunderschön. Der volle Mond spiegelt sich in den sanft wiegenden Wellen. Nichts lässt den baldigen Sturm erahnen.

Tobias schreibt:

Zuletzt: Wir wissen nicht genau was auf uns zukommt. Ausser dass uns IRMA höchst wahrscheinlich direkt treffen wird. Vor 20 Jahren gab es hier den letzten direkten Treffer. Scheinbar gab es nachher 3 Wochen lang keinen Strom und kein Wasser. Und es war ein Hurrican der Stufe 3. Wir haben uns also 32 Liter Trinkwasser, 32 Liter Leitungswasser, 2000 Dollar, Rum, Nikotinkaugummis (Carmen), Essen, zwei Bücher und ein Kartenspiel besorgt. Gemäss Prognose geht der Wind heute Abend in Sturmstärke über, ab morgen früh ist er Hurrikan Stärke. Am Abend sollte der Spuk dann vorbei sein. Also der Hurrikan. Wie lange es geht bis wir wieder Strom, Wasser oder Internet haben wissen wir nicht. Wenn wir uns nicht melden heisst es also nicht, dass es uns schlecht geht. Wir sind höchst wahrscheinlich einfach von der Aussenwelt abgeschnitten.

Carmen schreibt:

Wie die Stimmung nun ist? Tobias ist sehr tapfer hinsichtlich der Möglichkeit, dass wir Imagine verlieren könnten. Er verspricht, mein „Brand in der Felsung“ zu sein. Ich bewundere ihn sehr für seinen Optimismus, seinen Mut und seine Beharrlichkeit. Ich selber bin etwas nervös. Wir haben in den letzten Wochen viel Schweiss, Herzblut, Energie und auch Geld in Imagine investiert. Sie ist unser Zuhause geworden. Doch möglichweise sind wir bald mit weit grösseren Problemen konfrontiert, als ihrem Verlust. Auf alle Fälle sind wir vorbereitet, haben Wasser und Essen gebunkert und unsere Unterkunft schaut so weit ganz stabil aus. Wir werden versuchen, euch auf dem Laufenden zu halten, bitten jedoch um Geduld, da wir möglichweise für eine gewisse Zeit keinen Empfang haben werden.

 

4 Antworten auf „Wir sind wieder ausgezogen“

  1. Carmen und Tobias, unsere Gedanken sind bei Euch während des Niedergang des Sturms. Wir freuen uns schon auf Eure nächste gesunde Nachricht.
    Good Luck
    Papi

    1. Liebe Carmen, Lieber Tobi,

      Ich hoffe sehr, ihr seid wohlauf. Anna und ich denken viel an euch und sind natürlich besorgt… Wir denken viel an euch! Hebets guet!

      Regula

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